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Projekt «Schule 2020»: erste Fazits aus der Analysephase und eine Grundsatzfrage

27. März 2017
Wie sollen die Schulen der Stadt Wil in den nächsten Jahren strategisch und pädagogisch ausgerichtet sein, damit der Bildungsplatz Wil gestärkt wird und für die Herausforderungen der Zukunft richtig aufgestellt ist – diese grundsätzlichen Fragestellungen sollen mit dem Projekt «Schule 2020» detailliert bearbeitet und beantwortet werden.
Konkret geht es um drei Bereiche – erstens die Bildung von strategischen Zielsetzungen für die Schulen der Stadt Wil, um den Herausforderungen bei der Beschulung der Wiler Kinder auch in Zukunft begegnen zu können; zweitens das Erstellen einer Schul- und Schulraumplanung, um den Schulraum in Bezug auf die Entwicklung der Schülerzahlen, die pädagogischen Anforderungen und die bautechnischen Erfordernisse bereitstellen zu können; und drittens die Überprüfung der Oberstufenstruktur und dabei auch die Klärung der Rolle und der längerfristigen Zusammenarbeit mit der Stiftung Schule St.Katharina.

Zentrale Analyse-Ergebnisse liegen vor
Unter der Leitung eines Lenkungsausschusses, präsidiert von Schulratspräsidentin Jutta Röösli, nahmen drei Teilprojektteams im April 2016 die Arbeit auf; in einer Analysephase sammelten und entwickelten sie Grundlagen für die weitere Arbeit. «Dies war ebenso spannend wie vielfältig; in allen drei Bereichen waren verschiedenste Aspekte in die Auslegeordnungen miteinzubeziehen», blickt Jutta Röösli auf ein intensives erstes Projektjahr zurück. Erste zentrale Ergebnisse dieser Analysen liegen nun vor.

Teilprojekt 1: Strategische Ausrichtung
Im Teilprojekt 1 wurde eine SWOT-Analyse erstellt: Mit Befragungen von Schulleitungen, Lehrpersonen, Schulratsmitgliedern, Erziehungsberechtigten sowie Schülerinnen und Schülern wurden Stärken und Verbesserungspotenziale sowie Chancen und Herausforderungen für die Schulen in Wil ausgelotet. Darauf aufbauend wurden die Themen Schulführung, Unterricht, Zusammenarbeit im Lehrpersonenteam, Chancengerechtigkeit, Qualitätssicherung und Zusammenarbeit mit den Eltern identifiziert, für die sodann sechs Visionen entwickelt wurden – Zielsetzungen für die Schulen und alle daran beteiligten Personen:

  • Wir führen ressourcen- und lösungsorientiert.
  • Wir wollen, dass eigenständige, verantwortungsbewusste junge Menschen unsere Schule verlassen.
  • Wir verstehen uns als professionelle Lerngemeinschaften und pflegen eine Kultur der «offenen Tür» und des Respekts.
  • Wir wollen Chancengerechtigkeit für unsere Schülerinnen und Schüler ermöglichen.
  • Wir sind eine «lernende Schule».
  • Im Zentrum der Zusammenarbeit mit den Eltern steht das Wohl des Kindes.

Jede Vision wurde in einer oder mehreren Strategien konkretisiert. Diese reichen von der Prägung der Schulkultur über die Gewährung von Freiraum für die Profilierung der einzelnen Schuleinheiten bis hin zur Ausgestaltung eines vielfältigen Unterrichts mit Formen des selbstgesteuerten, kooperativen und angeleiteten Lernens. In einem nächsten Schritt sollen diese Strategien nun in eine breite Vernehmlassung gegeben werden, um die Meinungen aller beteiligten Organe und Personengruppen abholen und der Strategie letztlich auch «Bodenhaftung» geben zu können. Mit Blick auf die Umsetzung im Schulalltag wird danach ein detaillierter Massnahmenkatalog erarbeitet.

Teilprojekt 2: Schul- und Schulraumplanung
Rund 2'500 Schülerinnen und Schüler besuchen aktuell die städtische Volksschule, diese Zahl verändert sich mit der Bevölkerungsentwicklung. Alle Kinder und Jugendlichen benötigen Raum in einer der zehn Wiler Schuleinheiten mit jeweils eigenen Standorten und Gebäuden. Vor diesem Hintergrund ist die Komplexität der vierteiligen Aufgabe im Teilprojekt 2 zu sehen: Der bestehende Schulraum der Stadt Wil ist bezüglich pädagogisch-funktionaler Qualitäten und Defizite und baulichem Zustands zu analysieren. Die mutmasslichen künftigen Schülerinnen- und Schülerzahlen sollen mit Blick auf die Bevölkerungs- und Gemeindeentwicklung sowie die Wohnbautätigkeit errechnet werden. Mögliche Standort- und Erweiterungspotenziale sind zu evaluieren. Und nicht zuletzt sind richtungsweisende Umsetzungsstrategien zu entwickeln, damit der notwendige Schulraum zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zur Verfügung gestellt werden kann.

Für die Raumanalyse im Sinne eines quantitativen und qualitativen Schulbautenportfolios wurde zusammen mit externen Fachleuten das aktuelle Schulraumangebot aller Primar- und Oberstufen sowie der Kindergärten in Wil geprüft, zudem wurden Nutzungspläne erstellt. Parallel dazu wurden auf Basis von Klassen- und Geburtenstatistiken sowie der Wohnbautätigkeit im Gemeindegebiet und im Einzugsgebiet der Schulen mittel- und langfristige Schülerprognosen (Zeithorizont 6 und 15 Jahre) erarbeitet: Auf der Stufe Kindergarten wird von einem Zuwachs der Klassenzahl durch die Wohnbautätigkeit ausgegangen. Auf der Stufe Primarschule ist ab 2016 ein kontinuierlicher Anstieg der Klassenzahl zu erwarten mit einem starken Zuwachs vor allem im Bereich der Schuleinheiten Allee, Lindenhof und Tonhalle/Klosterweg. Sobald diese Kinder nach sechs Jahren von der Primar- in die Oberstufe wechseln, steigen auch dort die Zahlen an. Das Fazit im Teilprojekt 2: Ein zusätzlicher, erheblicher Bedarf an Schulraum aufgrund der demographischen Entwicklung und der Wohnbautätigkeit ist deutlich ausgewiesen und statistisch untermauert.

Teilprojekt 3: Oberstufenkonzeption
Das Teilprojekt 3 befasste sich mit den pädagogischen und betrieblichen Aspekten eines zukünftigen Oberstufenkonzepts und mit der Klärung von Auftrag und Rolle der Stiftung St.Katharina.

Die Frage von koeduzierten und seeduzierten Oberstufen-Schulmodellen (Knaben und Mädchen gemeinsam oder getrennt beschult) wurde dabei ausführlich diskutiert. Für eine fachliche Aussensicht wurde der ehemalige Rektor der Pädagogischen Hochschule St.Gallen, Dr. Erwin Beck, als pädagogischer Fachexperte beigezogen. Dabei kam die Projektgruppe zum Schluss, dass der Lenkungsausschuss vor weiteren Arbeiten in den Teilprojekten einen Grundsatzentscheid zu dieser Frage fällen muss: Dieser Aspekt bestimme die Rahmenbedingungen für die strategische Ausrichtung und sei für die organisatorische Realisierung der neuen Schule entscheidend, so Beck. Auf der einen Seite habe die Stadt Wil mit dem «Kathi» eine lange und erfolgreiche Tradition eines seedukativen Schulmodells, auf der anderen Seite beeinflusse der hohe Schülerinnenanteil am «Kathi» die Zusammensetzung der verbleibenden Schülerschaft der übrigen Oberstufe wesentlich. Bei allen Überlegungen gelte es, drei wesentliche Orientierungsaspekte zu berücksichtigen: die Einhaltung der gesetzlich gegebenen Rahmenbedingungen, das Bewahren der lokal bewährten Errungenschaften im bestehenden Schulsystem und die Ausrichtung auf Ziele für eine zukunftsweisende Praxis in einer guten Schule.

Vor diesem Hintergrund fasste Erwin Beck in einem Argumentarium die Ausgangslage zusammen und identifizierte drei Grundsatzentscheide: erstens die Frage, ob Seedukation in der Schule 2020 in Wil weiterhin ein Bestimmungsmerkmal für eine in der öffentlichen Volksschule bestehende Oberstufenschule sein soll; zweitens die Festlegung, dass die Voraussetzung für alle Wiler Oberstufenschulen die kantonalen gesetzlichen Rahmenbedingungen und das Strategiekonzept der Schule 2020 sind; sowie drittens der Grundsatz, dass der Schulrat maximale prozentuale Anteile (Kontingente) an Schülerinnen bestimmt, die im künftigen, wie auch immer ausgestalteten «Kathi» aufgenommen werden dürfen. Grundsätzlich zeichnen sich, so Beck, drei Lösungen ab:

  • ausschliesslich koeduzierte Oberstufenschulen
  • koeduzierte Oberstufenschulen und eine «Mädchenoberstufenschule»
  • oder koeduzierte Oberstufenschulen und eine «Mädchen- sowie eine Knabenoberstufenschule».

Das Argumentarium von Erwin Beck ist eine neutrale Auslegeordnung, es nimmt keine Entscheide vorweg und legt auch keine Präferenz für das eine oder andere Modell fest. Inhaltlich ist für den pädagogischen Fachexperten klar: «Auf allen Wegen lassen sich gute Oberstufenschulen entwickeln und fördern, was die Stadt St.Gallen mit den gemischten Modellen und andere Städte mit den einheitlichen Modellen belegen. Der Entscheid ist aber ein politischer, der im Lenkungsausschuss oder Stadtrat respektive durch das Parlament und gegebenenfalls auch durch die Bevölkerung zu fällen ist.» Der Lenkungsausschuss hat daher beschlossen, die politische Begleitgruppe in diese Fragestellung miteinzubeziehen, um so Rückmeldungen der Fraktionsvertretungen abzuholen.

Das Argumentarium wird der Begleitgruppe an deren nächsten Sitzung vom 28. März 2017 präsentiert. «Mit den Rückmeldungen aus der politischen Ebene möchten wir erreichen, dass der Rahmen für die Lösungserarbeitungen besser ersichtlich wird und die Mitglieder der Begleitgruppe die Möglichkeit einer frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema haben», so Jutta Röösli.

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