23. März 2020
Seit wann sind Sie im Tessin und bis wann werden Sie bleiben?
Ich bin am 2. März hier in Sant’Abbondio angekommen und bleibe noch bis am 30. März. Mehr als die Hälfte meines Aufenthalts ist also schon um. Die Corona-Krise hat darauf zum Glück kaum Auswirkungen, da das Atelier ziemlich abgelegen ist.
Wie läuft es im Atelier? Welche Erfahrungen und Eindrücke konnten Sie in den ersten paar Tagen sammeln?
Es läuft wunderbar! Das Atelier ist ein Traum. Man verbringt seine Tage mit diesem einmaligen Blick auf den Lago Maggiore und ans gegenüberliegende Ufer; das ist sehr inspirierend. Weiter ist das Atelier, dieser immens hohe Raum mit der riesigen Fensterfront, einfach genial. Für mich als Naturmensch, der die Stille liebt, ist es ein zusätzliches Geschenk, mich in dieser einmalig schönen Landschaft aufhalten zu dürfen.
Das Grösste aber ist für mich, Zeit und Raum zu haben fürs Schreiben. Da hat sich viel angesammelt und aufgestaut in den letzten Jahren, das ich endlich sichten konnte und jetzt bearbeiten darf. Mit der Schreibarbeit läuft es ausgezeichnet und ich bin rundum happy.
Wie sieht ein Tagesablauf aktuell bei Ihnen aus?
Es hat sich ein recht fixer Tagesablauf installiert. Der sieht (natürlich mit Abweichungen) in etwa so aus:
Morgens trinke ich den ersten Kaffee in der Lese- und Musikecke, anschliessend widme mich meinem täglichen Atem- und Bewegungsprogramm. Als eine Art Warmschreiben halte ich Beobachtungen und Erlebnisse in meinem Tagebuch fest. Nach dem Frühstück mache ich mich an die Arbeit. Dafür setze ich mich meist an den grossen Schreibtisch. Das Atelier bietet aber grosse Bewegungsfreiheit und viele Gestaltungsmöglichkeiten. Gegen Abend erwandere ich mir die nähere und etwas weitere Umgebung von Sant'Abbondio. Diese ausgedehnten Streifzüge dienen als Inspiration und Ausgleich. Regelmässig tausche ich mich auch mit meinem Künstlernachbarn in der Casa Bick aus. Er stammt aus Berlin und ist Aktionskünstler. Den Abend verbringe ich nicht selten bis Mitternacht mit "künstlern".
Welche Ziele haben Sie sich für den Atelieraufenthalt gesteckt?
Mein Hauptziel ist es, mein Schreibprojekt „Schichten und Fetzen“, ein puzzleartiges Erzählprojekt mit längeren, kürzeren und ganz kurzen Texten, voranzutreiben. Im Idealfall erstelle ich davon eine Rohfassung, so dass ich ein Exposé verfassen und mich damit auf Verlagssuche machen kann.
Aktuell befinde ich mich voll im Schreibprozess. Parallel dazu laufen die für einige Texte notwendigen weiteren Recherchearbeiten. Immer ein paar Tage lebe ich intensiv mit der Hauptfigur der aktuellen Geschichte, dann ist die Nächste dran. Geplant ist auch eine Leseperformance. Ich hoffe, gegen Ende meines Aufenthalts im Tessin weiter an meinen zahlreichen Ideen dazu spinnen zu können.