Die Ortsplanungsrevision ist mehr als nur das Festlegen von Zonen auf einer Karte. Sie ist die Gestaltung unserer zukünftigen Lebensräume. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Verkehrsplanung, die von Anfang an eng mit der städtebaulichen Entwicklung verknüpft ist. Sie legt das Fundament dafür, wie wir uns in Zukunft durch unsere Stadt bewegen und wie lebenswert unsere Quartiere sind. Zwei zentrale Aspekte beleuchten dieses Zusammenspiel besonders gut: Die Erschliessungskonzepte für neue Arealentwicklungen und die intelligente Steuerung des Parkraums.
Erschliessungskonzepte: Das Rückgrat neuer Quartiere
Wenn ein neues Quartier oder ein grosses Areal entwickelt wird, ist eine der ersten Fragen: Wie wird es erschlossen? Ein durchdachtes Erschliessungskonzept für Autos, Personen zu Fuss und Velos ist hierbei unerlässlich.
Ziel ist es, mit den Erschliessungskonzepten effiziente Verkehrslösungen zu schaffen. Konkret bedeutet das:
- Fuss- und Veloverkehr: Neue Areale sollen für den Fuss- und Veloverkehr gut durchlässig sein. Kurze, sichere und attraktive Wege zu Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Erholungszonen sind entscheidend.
- Öffentlichen Verkehr einbinden: Die Anbindung an das Bus- und Bahnnetz wird von Anfang an mitgeplant, um eine echte Alternative zum Privatauto zu bieten.
- Integration: Die Erschliessungskonzepte stellen sicher, dass neue Gebiete nicht als isolierte Inseln entstehen, sondern sich nahtlos in das bestehende Stadtgefüge einfügen und wie der Verkehr abgewickelt werden soll.
Parkraummanagement: Für neue Bauprojekte
Ein weiterer wichtiger Hebel, um die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung aufeinander abzustimmen, ist die Steuerung der Parkplätze. Anstatt starrer Vorschriften, die eine fixe Anzahl von Parkfeldern pro Wohnung oder Arbeitsplatz vorschreiben, verfolgt eine moderne Planung einen flexibleren Ansatz.
Die Anzahl der Pflichtparkfelder wird auf die gesamtstädtische Verkehrsmenge und die Ziele des Verkehrsrichtplanes und des Siedlungsrichtplanes abgestimmt. Das bedeutet:
- Standortabhängige Reduktion: In Gebieten mit exzellenter Anbindung an den öffentlichen Verkehr, wie zum Beispiel im Bahnhofsumfeld, kann die Anzahl der vorgeschriebenen Parkplätze reduziert werden.
- Anreize für nachhaltige Mobilität: Weniger Parkraum schafft Anreize für die Nutzung von Velo, ÖV oder Carsharing-Angeboten. Dies trägt direkt zur Reduzierung des Verkehrsaufkommens und der damit verbundenen Belastungen bei.
- Mehr Lebensqualität: Der so gewonnene Platz kann für andere Nutzungen wie Grünflächen, Spielplätze oder zusätzlichen Wohnraum verwendet werden, was die Aufenthalts- und Lebensqualität im Quartier spürbar erhöht.
Dieses Parkraummanagement ist kein Kampf gegen das Auto, sondern ein bewusster und effizienter Umgang mit dem knappen Raum. Es stellt sicher, dass die Verkehrsbelastung nicht unkontrolliert wächst und die Ziele einer angemessenen Stadtentwicklung unterstützt werden.
Aus der Theorie in die Praxis: Wilenstrasse wird testweise zur Velostrasse
Ein konkretes Beispiel, wie neue Verkehrsführungen in der Praxis erprobt werden, ist der Pilotversuch an der Wilenstrasse. Mit dem Abschluss der Markierungsarbeiten hat hier der einjährige Testbetrieb als Velostrasse offiziell begonnen. Als wichtige Verbindungsachse zwischen dem Bahnhof, dem Südquartier und Wilen soll hier das Miteinander von Velo- und Autoverkehr neu geordnet und der Veloverkehr gezielt gefördert werden.
Was bedeutet Velostrasse konkret
- Velostrasse hat Vortritt: Alle Verkehrsteilnehmer haben gegenüber dem einbiegenden Verkehr Vortritt. Die Einordnung und Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer ist erforderlich.
- Sichtbare Gestaltung: Grosse gelbe Velopiktogramme und farbige Randflächen machen die neue Regelung für alle sichtbar.
- Angepasste Verkehrsführung: Um die Sicherheit und den flüssigen Veloverkehr zu gewährleisten, wurden Horizontalversätze angepasst, der Vortritt zugunsten der Wilenstrasse geändert und Elemente der bestehenden Tempo-30-Zone angepasst.
Ihre Meinung ist gefragt:
Das Projekt wird während des einjährigen Versuchs begleitet. Verkehrszählungen und Umfragen helfen dabei, die Auswirkungen zu analysieren. Gleichzeitig ist die Stadt auf die Rückmeldungen der Bevölkerung angewiesen. Alle Nutzerinnen und Nutzer sind herzlich eingeladen, ihre Erfahrungen und Beobachtungen bis zum 31. August 2026 über die städtische Mitwirkungsplattform mitwirken.stadtwil.ch zu teilen. Die Rückmeldungen sind entscheidend für den Beschluss über die definitive Einführung der Velostrasse.